Warum Frauennetzwerke so wichtig sind

Konkurrentz statt Kooperation

Letztens hatte ich in einem Coaching mit einer Klientin mal wieder das Thema Konkurrenz statt Kooperation. „Frau Engel-Fürstberger, warum sind meine Kolleginnen so stutenbissig? Ich bemühe mich wirklich um Kooperation. Liegt es an mir?“

Diesen oder ähnliche Sätze höre ich oft im Coaching. Leider!

Auch wenn ich junge Mütter beobachte, sehe ich viel Konkurrenz: das Ranking darum, welche das „bessere“ Erziehungs- und Ernährungskonzept hat, setzt Mütter meiner Beobachtung nach enorm unter Druck. Und statt sich gegenseitig zu helfen, wird schnell gelästert: welche Mutter macht wie was falsch.

Aber warum ist das so? Sind Frauen wirklich „zickiger“ und nicht in der Lage zusammenzuarbeiten? Oder sind sie neidisch auf die Erfolge der anderen?

Ich glaube nicht.

Ganz im Gegenteil: ich bin davon überzeugt, dass Frauen sogar viel besser netzwerken und kooperieren können als z.B. Männer. Das spiegelt sich im privaten Bereich auch wider: Frauen halten oft den Kontakt zur Familie und zu Freunden und halten so soziale Netzwerke aufrecht.

Warum also manchmal dieses Konkurrenzverhalten?

Woher kommt das?

Dazu hilft vielleicht ein Blick in die Vergangenheit!

Bis vor nicht allzu langer Zeit gab es für Frauen nur eine Möglichkeit für soziale Teilhabe, für Anerkennung und sogar teilweise für Überleben. Nämlich zu heiraten! Frauen konnten über Jahrtausende ihr Überleben nur über eine Heirat absichern. Und wo es nicht (mehr) ums Überleben geht, geht es auf jeden Fall um Sicherheit, Soziale Anerkennung, Zugehörigkeit und Ansehen!

Ich nehme mal meine Großmutter als konkretes Beispiel: Ohne die Heirat mit einem (netten) Bauern, wären Ihre Chancen dünn geworden: Kloster oder als Magd auf dem Hof ihres jüngeren Bruders (den nicht sie, sondern natürlich der jüngere SOHN geerbt hatte) wären die Alternativen gewesen.

Und das ist gerade mal zwei Generationen her. Eigentlich nur eine, denn meine Mutter hatte als alleinerziehende und unverheiratet junge Frau eigentlich auch keine wirkliche Chance auf Wohlstand oder soziale Teilhabe!

Ohne Vereinzelung sind Frauen unbeherrschbar?

Mit der Einführung der Ehe wurden Frauen zu Konkurrentinnen. Sicherlich nicht sofort, aber über die Zeit!

Und noch viel schlimmer: Frauen wurden vereinzelt.

Mit der Entstehung des Patriarchats wurden Frauen Männern zugeordnet, wurden Eigentum von Männern. Allein und losgelöst von der eigenen Ursprungsfamilie mussten Sie in der Familie des Mannes klarkommen – isoliert und ohne Rechte.

Die Herrschaft des Mannes über Frauen war nur durch Separation und Auflösung von Frauenbünden möglich. Diese Konkurrenz um die Gunst des Mannes bei gleichzeitiger Separation über einen Zeitraum von 3000 bis 5000 Jahren sitzt und heute noch im System. Es reichen nicht 1,5 Generationen, um das zu ändern. Was über einen langen Zeitraum überlebenswichtig war, zeigt sich heute unter anderem im Job: Frauen buhlen immer noch unbewusst um die Gunst des Mannes und gehen in Konkurrenz zu Frauen.

Kurz gesagt: wir wurden über Jahrtausende auf Konkurrenz gepolt.

Wie können wir das ändern?

Ich halte es für unerlässlich, dass wir uns mit unserer Geschichte auseinandersetzten, um uns und unser Verhalten besser zu verstehen. Nur mit dem Wissen über die Hintergründe unsere Sozialisierungen können wir uns ändern und eine Änderung in unserer Gesellschaft herbeiführen. Denn wenn wir etwas erkennen, können wir uns bewusst für etwas Anderes entscheiden. Ich habe mich zum Beispiel vor nun schon über 10 Jahren entschieden, immer für die Frau zu sein. Es ist interessant, was da manchmal passiert 😊

Frauengruppen und -netzwerke spielen dabei meiner Meinung nach eine große Rolle und sind mir besonders wichtig. Sie zeigen uns, dass wir mit unseren Themen nicht allein sind. Sich bewusst für die Unterstützung und Zusammenarbeit mit anderen Frauen zu entscheiden, ist eine gute Möglichkeit um Veränderung anzustoßen.

Mittlerweile gibt es immer mehr Frauennetzwerke, und das ist gut so. Trotzdem würde ich sagen stecken wir noch in der Pionier- und Aufbauarbeit, daher ist jede Initiative wichtig.

Vielleicht kannst du auch etwas initiieren? Eine Frauenrunde zu einem bestimmten Thema, einen Küchentalk, eine Runde zum Austausch? Oder auch du entscheidest dich bewusst gegen Konkurrenz.

Zusammen sind wir unbeherrschbar 😊